Theresia Löwy/Brody

Vergangenheit

Theresia Löwy wurde in eine orthodox-jüdische Familie in Wien hineingeboren. Dort heiratete sie am 5. Mai 1912 Ignaz Brody, welcher in den 1920ern an den Spätfolgen der Verletzungen aus dem Ersten Weltkrieg verstarb. Sie hatten zwei Töchter, Herta und Alice „Lizzi“ Brody . Lizzi erkannte die Zeichen der Zeit schon früh und floh bereits in den beginnenden 1930er Jahren mit 22 Jahren nach Palästina. 1938 kehrte sie noch einmal nach Wien zurück, um ihre Schwester und ihre Mutter zu retten, schaffte es jedoch nur, ihre Schwester Herta in einer abenteuerlichen Flucht außer Landes zu schmuggeln. Bereits wenige Monate später verlor die Familie jeglichen Kontakt mit der Mutter Theresia Brody, was große Schuldgefühle in Lizzi auslöste und dazu führte, dass diese ihr Leben lang über dieses Thema schwieg und so auch nie Gewissheit erlangte, was mit ihrer Mutter wirklich passiert war.

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Theresia Brody mit ihrer Tochter Lizzi, Privataufnahme von 1919

Gegenwart

Dr. Edna Magder, die Tochter von Lizzi Brody, wurde während des Zweiten Weltkriegs im ehemaligen Palästina geboren und wanderte als Erwachsene nach Kanada aus, wo sie ihren späteren Ehemann kennenlernte und mit ihm gemeinsam eine Psychotherapiepraxis in Toronto betreibt. Obwohl sie schon als Kind wusste, dass ihre Familie ursprünglich aus Wien stammte, erfuhr sie lange nicht, warum sie ihre Großmutter nie kennenlernen durfte.

Erst nachdem ihre Mutter bereits verstorben war, konnte Edna sich in mehreren Europareisen auf die Suche nach ihrer Familiengeschichte machen. Durch verschiedene Archivrecherchen und vor allem durch die Hilfe von Waltraud Barton fand sie schließlich heraus, dass ihre Großmutter am 14. September 1942 nach Malyj Trostenez deportiert und dort ermordet worden war.

Zukunft

Das Thema Holocaust hat bis heute eine identitätsstiftende Wirkung in der Familie von Edna, und auch Auswirkung auf ihre Kinder und Enkelkinder:

„There was not one person in my close and important circle, that had not been touched by the holocaust.”

 Besonders eindrucksvoll hat dies auch ihre Tochter Ruth Abusch-Magder in einem Statement zum kanadischen Holocaust-Gedenktag beschrieben:

„I grew up in a family, where everyday was holocaust memorial day. (…) No meal happened at my parents home, where the holocaust or Nazis were not mentioned. I don’t recall a time, when I did not know about the holocaust (…). I grew up with hording food and always having a plan of escape. I live daily in the violence of the Nazis and the many bystanders, who did not only try to kill our people but our spirit."

Quellen:

Magder, Edna (2015): Searching for my grandmother. 

Magder, Edna, 29.05.2021: Interview mit Verena Radner, Marlene Berger und Sophie Wenkel.