Das Minsker Ghetto

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Gefängnis Minsk

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Plan des Ghettos in Mins

Vorgeschichte der Ghettobildung und Errichtung des Minsker Ghettos

Schon am 1. Juli 1941, 3 Tage nach der Einnahme der Stadt Minsk, mussten sich Männer im wehrfähigen Alter zur Registrierung für einen Einsatz zur Zwangsarbeit melden. Bei Drozdy, fünf Kilometer östlich von Minsk, wurden sowohl die registrierten Männer aus Minsk, als auch Kriegsgefangene versammelt. Auf engstem Raum und unter freiem Himmel waren bis zu 100.000 Kriegsgefangene und 40.000 Zivilgefangene zusammengetrieben worden. Die Menschen mussten dort unter schlechtester Versorgung und ohne feste Unterkunft mehrere Tage bzw. Wochen verbringen.

Bereits hier wurde die ortsansässige Bevölkerung einer ersten Selektion unterzogen. Die NS-Besatzungsmacht trennte "Juden" von "Nicht-Juden" und unterschied zusätzlich zwischen "Arbeitern" und "Akademikern". An die 3000 jüdischen Akademiker wurden bereits bei dieser Aktion unter anderem von der „Einsatzgruppe B" erschossen und in Gruben verscharrt. Die übrig gebliebenen jüdischen Männer brachte man aufgrund der Überfüllung des Lagers in das Minsker Gefängnis. Von dort wurden sie meist direkt in das Ghetto Minsk überführt oder wurden zur weiteren Demütigung bis hin zum Tod in den Zellen gehalten.

Am 10. Juli 1941 leitete die NS-Besatzungsmacht erste Maßnahmen zur Ghettobildung ein. Das Gelände dafür befand sich nordwestlich des Stadtzentrums und umfasste ca. zwei Quadratkilometer. Im Ghetto befanden sich insgesamt 40 größere und kleinere Straßen, in welchen meist einstöckige, alte Holzhäuser ohne Strom und fließendem Wasser standen. Lange Zeit galt es als sogenanntes „offenes Ghetto", da es zwar bewachte Eingangsstraßen gab, aber keine Zäune, Stacheldrähte oder Mauern.

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Eingang Judenrat

Das Minsker Ghetto

Im Ghetto wurde nicht nur die Bevölkerung aus der Stadt Minsk, sondern auch die Jüdinnen und Juden aus dem weiteren Umland in das Ghetto zwangsumgesiedelt. Anfang August 1941 wurde die Anzahl der im Ghetto befindlichen jüdischen Frauen, Kinder und Männer zwischen 45.000 und 50.000 geschätzt.

Die Verwaltung übernahm, wie in anderen von der NS-Besatzungsmacht eingerichteten Ghettos, der zwangsweise eingesetzte „Judenrat“. Dieser sollte in kleineren Städten aus 12, in größeren Städten aus 24 Personen bestehen. An oberster Stelle des „Judenrates“ wurde ein Obmann und sein Stellvertreter „gewählt“. Diese beiden Personen mussten die Befehle der NS-Besatzungsmacht entgegennehmen und an die Ghetto-Insassen weiterleiten. Bei Missachtung, Verweigerung oder schlechter Durchführung wurden sie mit voller Härte bestraft, was meist den Tod bedeutete.

Weitere Aufgaben des „Judenrates“:

  • Vollständige Registrierung der jüdischen Bevölkerung
  • Umsiedelung der Jüdinnen und Juden in das neu geschaffene Ghetto
  • Bildung von Ghetto-Institutionen wie Arbeitsbüro, Fürsorge-Abteilung, Wohnraum-Abteilung und Gemeinschaftsküche
  • Stellung einer Ghetto-Polizei

Als Kennzeichnung der Minsker Jüdinnen und Juden diente ein gelber Fleck, der in Höhe der Brust aufgestickt wurde. Die später noch hinzukommenden „Reichsjuden" trugen hingegen einen gelben sechszackigen Stern, welcher sie von den russischen Jüdinnen und Juden unterscheiden sollte. Ab Mai 1942 musste zusätzlich ein weißer Stoffflicken mit ihrer Hausnummer auf dem Rücken oder der Brust angebracht werden, um den NS-Besatzungsbehörden eine schnellere Identifizierung bei einem eventuellen „Vergehen" zu ermöglichen.

Ab November 1941 wurden erste Züge mit Jüdinnen und Juden aus dem „Reich“ in das Minsker Ghetto verschleppt. Für sie wurden zwei sogenannte „Sonderghettos“ eingerichtet. Diese waren schon von Beginn an mit Stacheldraht umgeben und sollten die Minsker Jüdinnen und Juden von den „Reichsjuden" strikt trennen. Im „Sonderghetto I“ wurden ein „Hamburger Lager", „Rheinland Lager" und „Frankfurter Lager“ Die beiden „Sonderghettos" hatten einen eigenen separaten „Judenrat“, welcher jedoch strukturell gleich aufgebaut war wie der russische „Judenrat", und ebenso die Befehle der deutschen Besatzungsmacht weiterleiten und umsetzen musste.