Ausstellungen (1970er, 2011, 2014)

... in den 1970er Jahren von Schüler:innen in Vjaliki Trascjanec

Ausstellung BT 70er.JPG

Ein Teil der Trascjanec-Ausstellung in Vjaliki Trascjanec

Nachdem die Verbrechen der Nationalsozialisten in Maly Trascjanec durch die Errichtung einzelner Mahnmale in den 1960er Jahren wieder verstärkt Eingang in das kollektive Gedächtnis in Belarus erhielten, kam es in den 1970er Jahren zur Erarbeitung einer Ausstellung von Schüler:innen aus dem benachbarten Dorf Vjaliki Trascjanec. Die Ausstellung kann heute noch in der Schule betrachtet werden. Sie basiert auf den Untersuchungsergebnissen der Außerordentlichen Staatlichen Komission der Sowjetunion (ČKG) vom Juli 1944.1 Ein Teil der Ausstellung trägt den Titel "Niemand ist vergessen - Nichts ist vergessen" und basiert unter anderem auf Gesprächen mit Zeitzeugen.

... 2011 von Studierenden in Berlin

Dem Vergessen und Verdrängen geschuldet, blieb es in Deutschland sehr lange ruhig zu Maly Trascjanec als einem der größten nationalsozialistischen Vernichtungsort auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion. Im Zuge der Intensivierung internationaler Kooperationen, erarbeiteten Studierende der Humboldt-Universität zu Berlin die Wanderausstellung „Berlin-Minsk. Unvergessene Lebensgeschichten“. Die Eröffnung erfolgte im April 2011. Neben sechs Lebensgeschichten von Berliner Jüd:innen, die nach Minsk beziehungsweise Maly Trascjanec deportiert wurden, zeigt sie auch zwei Tafeln mit belarusischen Opferbiographien. Das Projekt wurde ein Jahr später in die russische Sprache übersetzt und anschließend in der Minsker Geschichtswerkstatt gezeigt. Es stellt einen erfolgreichen Beitrag zur deutsch-belarusischen Geschichtsaufarbeitung dar und wurde Teil der pädagogischen Bildungsarbeit in Minsk und Umgebung.2 

... 2014-2016 als deutsch-belarusisches Pilotprojekt

Wanderausstellung 2014 (2).JPG

Einen wichtigen Meilenstein im internationalen Gedenken an den Vernichtungsort Maly Trascjanec stellt die auf der internationalen "Trostenez-Konferenz" im März 2014 beschlossene Wanderausstellung „Vernichtungsort Malyj Trostenez. Geschichte und Erinnerung" dar. Das deutsch-belarusische Pilotprojekt begann parallel zur Erweiterung der Gedenkanlage Trascjanec (2015-2019). Die Zusammenarbeit eines internationalen Beirats mit Vertreter:innen von Museen, Bildungseinrichtungen und Historiker:innen aus Belarus, Deutschland, Österreich und Tschechien sowie die finanzielle Förderung durch das deutsche Auswärtige Amt ermöglichte das internationale Projekt. Primäres Ziel ist es, „Maly Trascjanec als europäischen Tat- und Erinnerungsort in der öffentlichen Wahrnehmung zu verankern.“3 Die primären Adressat:innen sind insbesondere Schüler:innen, Studierende und Personen ohne fachliche Vorkenntnisse.

Neben den einführenden Teilen in die NS-Terrorpolitik und den Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion liegt der Schwerpunkt der Ausstellung auf den Opfern von Maly Trascjanec sowie der Aufarbeitung und Erinnerung an den Vernichtungsort im sowjetischen, belarusischen und deutschen Raum.4

Eröffnet wurde die Wanderausstellung zum 75. Jahrestag der Deportation von etwa 1.000 Hamburger Jüd:innen nach Minsk am 8. November 2016 in der Hauptkirche St. Katharinen in Hamburg. Anschließend wurde die Ausstellung in Deutschland vor allem in den Städten gezeigt, aus denen Jüd:innen nach Minsk deportiert wurden, sowie in Wien und einigen Orten in Belarus.5 Laut dem belarusischen Historiker Dr. Aliaksandr Dalhouski zeigte die Arbeit an der Ausstellung noch einmal: Einerseits fehlen biographische Porträits der Opfer, andererseits sind noch zahlreiche Materialien verfügbar und damit die Grundlagen für weitere Forschungsarbeiten vorhanden.6

___________________________

1 Die TschGK begann gleich nach der Befreiuung Belarus' mit der Untersuchung des Vernichtungslagers Maly Trascjanec. Auch auf ihren Informationen basierte die Konstruktion eines "sowjetischen Masternarrativs", welches den Mord an Jüdinnen und Juden weitgehend unberücksichtigt ließ. Vgl. Dalhouski, Zur Geschichte der Wahrnehmung, S. 145.

2 Vgl. IBB Dortmund/IBB Minsk, Vernichtungsort Malyj Trostenez, S. 197; https://www.geschichte.hu-berlin.de/de/bereiche-und-lehrstuehle/dtge-20jhd/forschung/abgeschlossene-forschungsprojekte/studentisches-forschungsprojekt-berlin-minsk.-unvergessene-lebensgeschichten (abgerufen am: 15.09.2021). 

3 Ebd.

4 Vgl. Markschteder/Dalhouski, Aliaksandr, Das Bildungskonzept des IBB, S. 565f.

5 Vgl. Dalhouski, Zur Transformation des sowjetischen Gedenkortes, S. 126.

6 Vgl. Dalhouski, Zur Geschichte der Wahrnehmung, S. 149.

Der Katalog zur Ausstellung „Vernichtungsort Malyj Trostenez. Geschichte und Erinnerung" ist 2016 erschienen: IBB Dortmund/IBB Minsk (Hrsg.): Vernichtunsgsort Malyj Trostenez. Geschichte und Erinnerung. Eine deutsch-belarussische Wanderausstellung des Internationalen Bildungs- und Begegnungswerks GmbH (IBB Dortmund) sowie der Internationalen Bildungs- und Begegnungsstätte »Johannes Rau« Minsk (IBB Minsk), in Zusammenarbeit mit der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, Berlin: Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas 2016.